Muss das sein?

„Advent, Advent, die Bude brennt – Übertreibt die Feuerwehr mit ihren Warnhinweisen?“ – diese Überschrift schmückt derzeit das Onlineblatt einer norddeutschen Zeitung und sorgt für viel Unruhe der Leser:innen. Als Titelbild wurde ein Wohnungsbrand in einem weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer verwendet. Dass Zeitungen manchmal reißerische Überschriften für ihre Artikel verwenden, sollte bekannt sein. Aber warum bei so wichtigen Themen wie diesem?

Fakten
Mit dem ersten Advent beginnt für die meisten Deutschen die Weihnachtszeit. Ein fester Bestandteil der Vorweihnachts- und Adventszeit ist für viele neben dem Adventskalender der Adventskranz. An jedem Advent wird eine Kerze mehr angezündet, bis kurz vor Weihnachten alle vier Kerzen brennen. Es lässt sich also sagen, dass in einem deutschen Haushalt neben Tannenbäumen auch Adventskränze oder Adventsgestecke brennen können. Statistisch gesehen kommt es zum Jahresende sogar vermehrt zu Bränden. Die Adventszeit unterscheidet sich also statistisch vom Rest des Jahres.


„Diese Trockenheit wird durch die geringe Luftfeuchtigkeit in den Wohnungen verstärkt und macht diese Weihnachtsbäume äußerst leicht entflammbar.“

Deutsche Familienversicherung


Im Jahr 2019 registrierten die Versicherer in der Advents- und Weihnachtszeit rund 29.000 Brände. Das sind 9.000 mehr als in einem Vergleichsmonat im Frühjahr oder Herbst. Die Zahl der Brände in der Weihnachtszeit ist um 40 Prozent gestiegen. Zudem erleiden etwa 60 Kinder in Deutschland an Weihnachten durch brennende Kerzen so schwere Verbrennungen, dass sie ärztlich behandelt werden müssen. Ein trockener Weihnachtsbaum kann innerhalb von 20 Sekunden in Vollbrand stehen und sich auf umliegende brennbare Gegenstände ausbreiten.

Gründe
Häufig sind elektrische Geräte für Licht und Wärme sowie leicht entzündliche Materialien, die zu nahe an Wärmequellen stehen, die Hauptursachen. Insbesondere offenes Feuer wie Kerzen am Adventskranz oder am Weihnachtsbaum spielen eine große Rolle. In der Vorweihnachtszeit werden in Skandinavien bereits im November Bäume für den deutschen Markt geschlagen, die bis zum Fest extrem trocken sind. Diese Trockenheit wird durch die geringe Luftfeuchtigkeit in den Wohnungen noch verstärkt und macht diese Weihnachtsbäume extrem leicht entflammbar.

Vor allem brennende Kerzen sind für die meisten Brandfälle verantwortlich, weil entweder der vorgeschriebene Mindestabstand zu brennbaren Materialien nicht eingehalten wird oder die Kerzen unbeaufsichtigt sind.

Fazit
Es ist also statistisch erwiesen, dass es in der Adventszeit vermehrt zu Bränden kommt. Der Zeitungsartikel enthält zwar belegbare Fakten und Interviews mit Fachleuten, ist aber nur gegen Bezahlung zu lesen. So bleibt in den Köpfen der Leser:innen die reißerische Überschrift, welche suggeriert, die Feuerwehr mache unnötig Panik.

Muss das sein?

Quelle Statistik: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) / Deutsche Familienversicherung

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